Das Stoma habe ich inzwischen seit fast einem Jahr und ich kann nur sagen: Es war für mich die richtige Entscheidung. Da ich mich vor der OP schon ausführlich damit beschäftigt hatte, konnte ich gut damit umgehen, als ich nach der Operation aufgewacht bin. Es ist schwer zu beschreiben, aber für mich war das eigentlich sofort normal. Auch um die Stomaversorgung konnte ich mich schon sehr bald ganz allein kümmern. Im Alltag bekommt eigentlich niemand mit, dass ich ein Stoma habe. Aber ich bin offen damit umgegangen. Wenn mich jemand nach der OP gefragt hat, habe ich erzählt, was gemacht wurde. Meine Arbeitskollegen wissen es auch. Ein bisschen unangenehm ist es manchmal nur, wenn es blubbert. Bei einer ruhigen Umgebung kann man das hören. Dabei kommt es immer darauf an, was ich gegessen habe. Aber auch ohne Stoma hat man ja manchmal Bauchgrummeln, das andere hören können.
Apropos Essen: Ich habe vor der Operation weniger Dinge vertragen als jetzt. Mein Arzt hat nach der OP zu mir gesagt: „Denken Sie daran, dass Sie eigentlich alles essen dürfen, nur immer richtig kauen, kauen, kauen.“ Bei faserhaltigen Lebensmitteln muss ich aufpassen, dass ich besonders gut kaue, damit kein Darmverschluss hervorgerufen wird. Ich habe nach und nach immer mehr ausprobiert, um zu sehen, was ich vertrage und was nicht. Bis auf wenige Ausnahmen klappt alles wirklich gut. Auch die „Unfälle“ sind wesentlich weniger geworden. Ganz am Anfang ist es ein paar Mal unter die Stomaplatte gelaufen, wenn ich Nahrungsmittel gar nicht vertragen habe. Das ist jetzt aber schon lange nicht mehr passiert. Und: Ich habe wieder zugenommen.
Nach der OP habe ich dann endlich den Mut gefasst, auch für die fortlaufende Behandlung nach dem Krankenhaus zu einem anderen niedergelassenen Arzt zu gehen. Als es mir damals so schlecht ging, habe ich mich nicht getraut, weil der Weg dahin weiter ist und ich ja immer eine Toilette brauchte. Man merkt einfach, dass der neue Arzt mehr Erfahrung mit Colitis ulcerosa hat.
Inzwischen kann ich auch wieder Ausflüge machen, und mein Mann und ich gehen wandern. Das ist schon super, dass das wieder funktioniert. Mein Mann war und ist mir eine sehr große Stütze. Ich wüsste nicht, wie ich damit umgegangen wäre, wenn ich ihn nicht hätte. Durch die Colitis ulcerosa habe ich gelernt, die kleinen Augenblicke des Lebens zu genießen, anstatt immer nur auf das Große zu warten.