Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bei Kindern und Jugendlichen behandeln
Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder eine ganz andere Krankheit? Diese Frage wird durch die Diagnose beantwortet. Ist das passiert, kann die geeignete Behandlung gefunden werden. Es stehen ganz unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Die Entzündung und damit die Beschwerden können dadurch langfristig wirksam kontrolliert werden.
Jedes Kind, jeder Jugendliche hat seine eigene CED und danach wird auch die Behandlung ausgesucht, bei jedem individuell. Wo genau und wie stark ist der Verdauungstrakt betroffen? Welche Beschwerden gibt es? Danach wird die Therapie ausgerichtet.
Das Ziel der CED-Therapie
- Beschwerden stoppen und Einschränkungen des täglichen Lebens – Spielen, Schule, Freizeit, Ausbildung – vermeiden
- Beeinträchtigung von Entwicklung und Wachstum abwenden
- Entzündung konsequent bekämpfen und ihre Ausweitung aufhalten
- Schübe verhindern
- Dauerhafte Abheilung der Entzündung im Darm anstreben, damit es nicht zu einer nachhaltigen Schädigung des Darms oder zu Komplikationen kommt
- Operationen abwenden oder, wenn nötig, den optimalen Zeitpunkt für eine Operation finden
Medikamentöse Therapie
Aminosalizylate
- auch als 5-ASA-Präparate oder Mesalazin bezeichnet
- Wirkung: entzündungshemmend
- Einsatz: bei leichter Krankheitsaktivität; im Schub und auch danach, um einen neuen Schub zu verhindern
- Form: Tabletten, Granulat, Zäpfchen, Rektalschaum oder Einlauf – abhängig davon, wo sich die Entzündung befinden
Kortisonpräparate
- z. B. Prednison, Prednisolon oder Budesonid
- Wirkung: stark entzündungshemmend und schnell; hochdosiert unterdrücken sie das Immunsystem
- Einsatz: bei geringer, mittlerer bis schwerer Krankheitsaktivität; im Schub
- Form: Tabletten, Injektion bzw. Infusion in die Vene, Einlauf oder Rektalschaum
- Besonderheiten: kein langfristiger Einsatz, da es bei längerer Anwendung vermehrt zu Nebenwirkungen kommt. Kortison bremst das Wachstum!
Immunsuppressiva
- z. B. Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin
- Wirkung: entzündungshemmend durch Unterdrückung des Immunsystems; langsamer Wirkeintritt, bis zum Wirkeintritt wird daher meist zusätzlich mit anderen Medikamenten behandelt
- Einsatz: bei mittlerer und schwerer Krankheitsaktivität; im Schub und auch danach, um einen neuen Schub zu verhindern
- Form: Tabletten oder Injektionen
- Besonderheiten: regelmäßige Kontrolluntersuchungen – insbesondere zu Beginn der Behandlung – durch den Arzt, um Nebenwirkungen auszuschließen
Biologika
- Die ersten Biologika bei Kindern und Jugendlichen mit CED sind in kontrollierten Studien getestet und in die Therapie eingeführt worden. Über den möglichen Einsatz von TNF-alpha-Blockern bei Kindern und Jugendlichen mit einem schweren Morbus Crohn oder einer schweren Colitis ulcerosa informiert am besten der behandelnde Arzt.
- Wirkung: selektive Immunsuppressiva, die gezielt in die fehlgeleitete Abwehrreaktion des Immunsystems eingreifen; blockieren den Botenstoff TNF-alpha, der bei entzündlichen Erkrankungen in erhöhten Konzentrationen vorliegt
- Einsatz: bei schwerer Krankheitsaktivität, wenn andere Therapien nicht gewirkt haben oder nicht vertragen wurden oder nicht gegeben werden dürfen; im Schub und auch danach, um einen neuen Schub zu verhindern
- Form: Selbstinjektion unter die Haut (subkutan) – bei Morbus Crohn – oder Infusion in die Armvene (intravenös) – bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Besonderheiten: regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Arzt, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen
Egal, welches Medikament gegen die CED eingesetzt wird: Falls es während der Behandlung immer noch zu Krankheitsbeschwerden kommt, zu Unwohlsein oder es einen Verdacht für eine Nebenwirkung gibt, sollte umgehend der behandelnde Arzt aufgesucht werden!
Morbus Crohn: Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen: Ernährungstherapie
Anders als bei Erwachsenen und auch anders als bei Colitis ulcerosa, gibt es bei Morbus Crohn im Kindes- und Jugendalter eine weitere Behandlungsmöglichkeit: die Ernährungstherapie. Was sich dahinter verbirgt? Es handelt sich um Trink- oder Sondennahrung, das sind spezielle Flüssigkeiten mit hochkonzentrierten Nährstoffen. Sie sorgen dafür, dass der Körper in dieser wichtigen Wachstums- und Entwicklungsphase alle Nährstoffe erhält, die er braucht, und kein Gewicht verloren wird. Und was noch? Die Ernährungstherapie gibt neue Kraft und ist gut für das allgemeine Wohlbefinden. In einigen Fällen kann sie sogar die Entzündung lindern.
Wer die Ernährungstherapie in Form von Trinknahrungen über die notwendige längere Zeit nicht mag, kann Sondennahrung über eine Sonde bekommen. Dabei wird ein ganz dünner Schlauch direkt in den Magen geleitet (enterale Ernährung). Es wird entweder der Weg über die Nase und den Rachen (nasale Sonde) oder durch die Bauchwand (PEG-Sonde) in den Magen genommen. Ersetzt die Sondennahrung die normale Ernährung komplett, heißt sie „total enteral nutrition“, abgekürzt TEN, auf Deutsch „totale enterale Ernährung“. Wird sie zusätzlich zum normalen Essen gegeben, nennt man sie „partial enteral nutrition“, abgekürzt PEN, auf Deutsch „teilweise enterale Ernährung“. Eine Ernährungstherapie erfolgt über mehrere Wochen.
CED: Operationen bei Kindern und Jugendlichen
Zu einer Operation kommt es bei CED in der Regel, wenn sich die Krankheit so stark zeigt, dass sie durch Medikamente nicht eingedämmt werden kann. Ein weiterer Grund sind Komplikationen. Operationen bei Kindern und Jugendlichen sollten stets in Kliniken durchgeführt werden, die sich darauf spezialisiert haben, denn es ist eine besondere Erfahrung notwendig. Eine frühzeitige Diagnose und wirksame Behandlung durch einen Kindergastroenterologen ist besonders wichtig, um Operationen möglichst zu vermeiden.
Psychologische Unterstützung
Diagnose CED: Das kann im Leben so einiges verändern – für Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern und Familie. Von allen Beteiligten ist eine Extraportion Kraft und Energie gefordert. Welcher Weg mit der Krankheit eingeschlagen wird, ist ganz unterschiedlich. Manchmal wird es auch ganz schön schwierig und alles zur echten Belastung. Wer kann dann helfen? Für neue Sichtweisen und Wege kann eine psychologische Begleitung sorgen. Der behandelnde Arzt ist ein guter Ansprechpartner, um zu klären, wann eine psychologische Unterstützung ratsam ist.
Tipps für Dich
Streiche über die Tipps um zu blättern.
Quellen: Buderus S. Epidemiologie und klinische Besonderheiten der pädiatrischen CED. Monatsschr Kinderheilkd 2010; 158: 745-751; DOI: 10.1007/s00112-010-2193-5. | Dignass A et al. Aktualisierte Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa 2011 – Ergebnisse einer Evidenzbasierten Konsensuskonferenz. Z Gastroenterol 2011; 49: 1276-1341; DOI:10.1055/s-0031-1281666. | Preiß J C et al. Aktualisierte S3-Leitlinie – „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ 2014. Z Gastroenterol 2014; 52: 1431-1484; DOI: 10.1055/s-0034-1385199. | Radke M. Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Gastroenterologe 2011; 6:486-495; DOI:10.1007/s11377-010-0513-x.
Erstellt am: 15.09.2014Zuletzt geändert am: 11.01.2016
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