Behandlung von Colitis ulcerosa – für jeden das Passende
Auf die Diagnose Colitis ulcerosa folgt die Wahl der Behandlung. Mit der passenden Therapie kann es gelingen, die Entzündung und damit die Beschwerden langfristig und wirksam zu kontrollieren. Wie stark ist die Entzündung? Wie weit hat sich die Krankheit im Dickdarm ausgeweitet? Die Wahl der Behandlung richtet sich danach, wie sich die Colitis ulcerosa individuell entwickelt. Gemeinsam mit Deinem behandelnden Arzt kannst Du die für Dich passende Therapie finden.
Neben den Medikamenten kann es Dir auch helfen, bewusst mit Dir selbst umzugehen. Der Lebensstil kann beeinflussen, wie es Dir mit der Colitis ulcerosa geht. Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung – diese Stichworte solltest Du nicht außer Acht lassen.
Ziel der Colitis-ulcerosa-Therapie
- Akute Beschwerden stoppen und langfristig Beschwerdefreiheit erreichen
- Ausweitung der Entzündung im Dickdarm aufhalten
- Schübe verhindern
- Vollständige und anhaltende Abheilung der Darmschleimhaut, damit es nicht zu einer dauerhaften Schädigung und/oder zu Komplikationen kommt
- Einschränkungen im täglichen Leben durch Colitis ulcerosa vermeiden
Medikamentöse Therapie bei Colitis ulcerosa
Aminosalizcylate
- auch 5-ASA-Präparate; z. B. Sulfasalazin und Mesalazin
- Wirkung: entzündungshemmend
- Einsatz: bei leichter Krankheitsaktivität; Anwendung am besten rektal und oral; im Schub und auch danach, um einen neuen Schub zu verhindern; können langfristig genommen werden
- Form: Tabletten, Zäpfchen, Rektalschaum oder Einlauf – abhängig davon, wo sich die Entzündung befindet
Kortisonpräparate
- auch Glukokortikoide, Kortikoide oder Kortison; z. B. Prednison oder Budesonid
- Wirkung: stark entzündungshemmend und schnell
- Einsatz: bei geringer, mittlerer und schwerer Krankheitsaktivität; im Schub, nicht für die Dauertherapie geeignet; müssen am Ende der Behandlung ausgeschlichen, also schrittweise abgesetzt werden, damit die Entzündung nicht wieder aufflammt
- Form: Tabletten, Infusion in die Vene, Einlauf oder Rektalschaum
Immunsuppressiva
- z. B. Azathioprin oder 6-Mercaptopurin
- Wirkung: entzündungshemmend durch Unterdrückung des Immunsystems; langsamer Wirkeintritt, bis zum Wirkeintritt wird daher meist zusätzlich mit anderen Medikamenten behandelt
- Einsatz: bei mittlerer bis starker Krankheitsaktivität; kann auch langfristig eingesetzt werden
- Form: Tabletten
JAK-Hemmer
- Januskinase-Hemmer, kurz JAK-Hemmer, sogenannte kleine Moleküle; z. B. Filgotinib, Tofacitinib und Upadacitinib
- Wirkung: greifen gezielt ins Immunsystem ein, indem sie innerhalb von Immunzellen bestimmte Enzyme, die Januskinasen (JAK), hemmen; JAK sind an der Weiterleitung von entzündungsfördernden Signalen beteiligt, ihre Hemmung verhindert die Signalweiterleitung, der Krankheitsprozess kann langfristig unterbrochen werden
- Einsatz: bei mittelschwerer und schwerer Krankheitsaktivität, wenn andere Medikamente keine ausreichende Wirkung gezeigt haben; im Schub und auch langfristig, um die Erkrankung zu kontrollieren
- Form: Tabletten
- Weitere kleine Moleküle: S1P-Rezeptor-Modulatoren; hemmen die Einwanderung bestimmter weißer Blutkörperchen, der Lymphozyten, in die Entzündungsherde und mindern so die Entzündung
Biologika
- Wirkung: biotechnologisch hergestellte Medikamente, die gezielt in die fehlgeleitete Abwehrreaktion des Immunsystems eingreifen, indem sie bestimmte Botenstoffe (Zytokine), z. B. Interleukine oder TNF, blockieren, die die Entzündung auslösen und fördern
- Einsatz: bei mittelschwerer bis schwerer Krankheitsaktivität, bei Komplikationen bzw. wenn andere Therapien nicht gewirkt haben oder nicht vertragen wurden; im Schub und auch langfristig, um die Erkrankung zu kontrollieren
- Form: Selbstinjektion unter die Haut (subkutan) oder Infusion in die Armvene (intravenös)
Kontrolluntersuchungen
Bei Medikamenten, die das Immunsystem beeinflussen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig, um Nebenwirkungen auszuschließen. Genaue Informationen zum Sicherheitsprofil der einzelnen Medikamente erhältst Du von Deinem Arzt oder in der jeweiligen Packungsbeilage.
Egal welches Medikament Du gegen Deine Colitis ulcerosa erhältst: Falls Du während der Behandlung immer noch Krankheitsbeschwerden hast oder Dich unwohl fühlen solltest bzw. glaubst, bei Dir könnte eine Nebenwirkung aufgetreten sein, so gehe bitte sofort zu Deinem behandelnden Arzt!
Tipps für Dich
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Operation bei Colitis ulcerosa
Ist die Colitis ulcerosa so stark ausgeprägt, dass sie sich durch Medikamente nicht eindämmen lässt, kann eine Operation notwendig sein. Ein weiterer Grund sind Komplikationen. In der Regel wird dann ein Teil des Dickdarms oder der gesamte Dickdarm entfernt (Kolektomie).
Nach einer Kolektomie wird ein künstlicher Darmausgang (Stoma) angelegt. In einigen Fällen wird in weiteren Operationen das Stoma wieder zurückverlegt und ein sogenannter Pouch angelegt. Dabei handelt es sich um eine Art Tasche, die aus dem letzten Teil des Dünndarms geformt und mit dem Enddarm verbunden wird. In dieser Tasche kann sich der Darminhalt sammeln und die Darmentleerung wird hinausgezögert und kontrollierbar gemacht.
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Psychologische Unterstützung
Die körperlichen Beschwerden bei Colitis ulcerosa sind das eine, jedoch auch die Psyche kann sehr belastet werden. Eine psychologische Unterstützung kann helfen, neue Wege im Umgang mit der Krankheit zu finden. Wann das empfehlenswert ist und welche Möglichkeiten es gibt, liest Du hier.
Tipps für Dich
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DE-ABBV-220486
Quellen: Zeitz M, Schmidt H H-J, Bojarski C (Hrsg.). Harrisons Gastroenterologie und Hepatologie. Berlin: ABW Wissenschaftsverlag, 2011. | Kucharzik T et al. Z Gastroenterol 2020; 58: 241–326. | Seiderer-Nack J. Morbus Crohn Colitis ulcerosa. Zuckschwerdt, München 2013.
Erstellt am: 15.09.2014Zuletzt geändert am: 08.12.2022
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Es ist sinnvoll, wenn Du in einem Tagebuch notierst, welche Medikamente Du wann und in welcher Dosierung nimmst, ob Du Schmerzen oder Durchfall hast und wie es Dir insgesamt geht.Eine Vorlage für Dein CED-Tagebuch erhältst Du hier.
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