Blutarmut bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Ständig müde und schlapp mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa – kennst du das auch? Es kann eine Blutarmut (Anämie) sein, die hinter diesen Beschwerden steckt.
Vielleicht hast du dir bislang gedacht, das bringt die CED so mit sich, da kann man nichts machen. Schließlich zählen Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu den typischen Symptomen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Anämie zählt jedoch zu den häufigsten Begleiterkrankungen von CED. Sie tritt bei bis zu 70 % der Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf. Die Folgen einer Anämie können den Alltag sehr belasten. Meist liegt die Ursache bei einem Mangel des Spurenelements Eisen. Eine regelmäßige Überprüfung, ob die Eisenwerte im Lot sind, ist daher wichtig, denn Blutarmut bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kann gut behandelt werden.
Quick Facts
- Allgemeine Müdigkeit und Erschöpfung
- Reduzierte Belastbarkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Appetitlosigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Herzrasen
- Luftnot
Was passiert bei Anämie im Körper?
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut sind für den Sauerstofftransport zuständig. Sie bestehen unter anderem aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin, einem Protein, das mithilfe von Eisen Sauerstoff bindet. Der Sauerstoff wird in der Lunge an den roten Blutfarbstoff gebunden und über das Blut in die Körperzellen transportiert. Der Körper benötigt Eisen, um Hämoglobin zu bilden. Bei einer Blutarmut enthält das Blut zu wenig Erythrozyten bzw. Hämoglobin. Das bedeutet, die Kapazität zum Transport von Sauerstoff im Blut ist verringert.
Ursachen und Formen von Anämie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Am häufigsten ist die Eisenmangelanämie. Bei der Blutarmut durch fehlendes Eisen wird dieses Spurenelement in der Regel entweder durch – zum Teil nicht sichtbare – chronische Darmblutungen verloren oder es kann vom Körper nicht aufgenommen werden. Manchmal ist auch nicht genügend Eisen in der Nahrung. Steht dem Körper nicht ausreichend Eisen zur Verfügung, kann nicht genug Hämoglobin gebildet werden.
Blutarmut kann sich ebenfalls als Begleiterscheinung der chronischen Entzündung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zeigen. Der Weg des Eisens durch den Körper wird durch das aktivierte Immunsystem behindert. Es wird weniger Hämoglobin gebildet.
Eine weitere Ursache für Anämie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kann ein Vitaminmangel (Vitamin B12 oder Folsäure) sein. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Morbus Crohn, bei denen das letzte Stück des Dünndarms betroffen ist. Denn dort werden diese Vitamine aus der Nahrung aufgenommen.
Auch Medikamente, die bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt werden, etwa Sulfasalazin oder Azathioprin, können eine Blutarmut verursachen.
Blutarmut bei CED: Regelmäßig kontrollieren
Bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ist es wichtig, dass regelmäßig überprüft wird, ob es zu einem Eisenmangel oder sogar einer Anämie gekommen ist. Wenn die Erkrankung nicht oder nur leicht aktiv ist, sollte das alle 6 bis 12 Monate passieren. Im Schub ist alle 3 Monate eine Kontrolle angebracht.
Um eine Eisenmangelanämie oder auch einen Eisenmangel zu erkennen, werden 4 unterschiedliche Werte im Blut gemessen.
Gemessen wird die Konzentration von Hämoglobin im Blut.
- Normalwert: 13–15 g/dl
- Anämie: unter 13 g/dl (Männer) und unter 12 g/dl (Frauen)
Das Speichereisen zeigt an, wie gefüllt oder leer die Eisenspeicher sind.
- Normalwert: 100–500 μg/l
- Anämie: unter 30 µg/l (in Remission) und unter 100 μg/l (im Schub)
Das Transporteisen zeigt an, wie viel Eisen gerade durch den Körper transportiert wird.
- Normalwert: Sättigung von 20–50 %
- Anämie: Sättigung unter 16 %
Ein erhöhter CRP-Wert ist ein Hinweis auf eine Entzündung im Körper. Sie kann die Eisenversorgung stören, obwohl eine ausreichende Eisenmenge vorhanden ist.
Anämie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa behandeln
Wie ein Eisenmangel oder eine Anämie bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa behandelt wird, hängt von der Ursache und dem Ausmaß ab. Eisen wird über die Nahrung aufgenommen. Ist es bereits zu einem Mangel oder einer Anämie gekommen, kann durch eine Ernährungsumstellung allein ein Ausgleich meist nicht schnell genug erreicht werden. Auch Nahrungsergänzungsmittel können in der Regel nicht für eine ausreichende Zufuhr bei einem Eisenmangel sorgen.
Das bedeutet, dass Medikamente notwendig sind. Eisen kann dann entweder als Tablette oder als Spritze bzw. Infusion gegeben werden. Mit Tabletten wird das Eisen über den Darm aufgenommen. Das ist nur in einer begrenzten Menge möglich. Tabletten, die gelegentlich auch nicht gut vertragen werden und den Stuhlgang schwarz verfärben, eignen sich daher in der Regel nur bei einem leichten Eisenmangel. Bei einem schweren Eisenmangel oder einer Eisenmangelanämie kann oft nur durch Eisenspritzen oder -infusionen eine ausreichende Menge des Spurenelements in kurzer Zeit in den Körper gelangen.
Tipp: Eisen und Ernährung
Neben der regelmäßigen Kontrolle der Laborwerte tust du gut daran, darauf zu achten, dass ausreichend eisenhaltige Nahrungsmittel auf deinem Speiseplan stehen. Probier am besten unterschiedliche Lebensmittel aus, bis du die gefunden hast, die du gut verträgst.
Zu den Lebensmitteln mit hohem Eisengehalt zählen Fleisch, Fisch, Hirse, Quinoa, Amaranth, Roggen, Haferflocken, Hülsenfrüchte und Petersilie.
Dignass AU et al. European Consensus on the Diagnosis and Management of Iron Deficiency and Anaemia in Inflammatory Bowel Diseases. J Crohns Colitis 2015; 9 (3): 211–222.