CED-Forschung: Von der Studie zum neuen Medikament
Ohne Studien keine Medikamente, denn bevor ein neues Arzneimittel, etwa gegen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, die Zulassung zur Behandlung erhält, wird es sehr genau in Studien geprüft.
Vielleicht hat auch deine Gastroenterologin bzw. dein Gastroenterologe dich schon einmal gefragt, ob du an einer Studie zu Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa teilnehmen möchtest. Um das zu entscheiden, ist es wichtig, dass du weißt, worum es geht.
Viel Forschung bis zum neuen CED-Medikament
Der Weg zu einem neuen CED-Medikament ist lang. Oft vergehen mehr als zehn Jahre Forschung von der Idee bis zur Zulassung einer neuen Therapie für Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Bevor das erste Mal ein Mensch in einer Studie einen neuen Wirkstoff bekommt, ist dieser vorher schon ausführlich im Labor, an Zellkulturen und auch an Tieren getestet worden.
Klinische Studien sind ein wichtiger Teil der Forschung zu CED. Wird ein Medikament oder ein medizinisches Verfahren an Menschen erprobt, wird das als klinische Studie bezeichnet. Sie wird auch „klinisch“ genannt, wenn sie in einer Arztpraxis durchgeführt wird und nicht in einer Klinik.
Jede CED-Studie muss genehmigt werden
Wie, wann und unter welchen Bedingungen eine klinische Studie erfolgen darf, ist gesetzlich genau geregelt, das betrifft auch den Datenschutz. Darüber hinaus muss jede Studie genehmigt werden. Auch bei Studien zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zuständig.
Zusätzlich muss eine Ethikkommission ihre Zustimmung zu jeder Studie geben. Dabei handelt es sich um ein unabhängiges Gremium aus Mediziner*innen, Patientenvertreter*innen und Jurist*innen.
Forschung zu CED: Unterschiedliche Studienarten
Es gibt unterschiedliche Arten von klinischen Studien mit verschiedenen Zielsetzungen. Sie werden für die Zulassung von neuen Medikamenten durchgeführt oder auch, wenn bereits zugelassene Medikamente für andere Erkrankungen eingesetzt werden sollen. Vor einer Studie wird genau festgelegt, in welcher Dosierung und zu welchen weiteren Bedingungen ein Wirkstoff geprüft wird und was das Ziel der Studie ist.
CED-Studien in drei Phasen
Jedes potenzielle neue CED-Medikament wird ausführlich auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft. Das erfolgt in Zulassungsstudien, die in drei Phasen aufgeteilt sind. Erst wenn die Ergebnisse der Studien in den Phasen I bis III gut sind, kann die Zulassung für ein Medikament beantragt werden.
- Phase I: Zuerst wird der Wirkstoff an gesunden Freiwilligen (etwa 20–80 Personen) geprüft. Dabei geht es insbesondere darum, seine Verträglichkeit und die Abbauwege im Körper zu testen.
- Phase II: In der nächsten Phase wird das Medikament an Patient*innen (etwa 50–200 Personen) getestet. Ziel ist es, die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Dosierung zu untersuchen.
- Phase III: Während der dritten Phase der Studien wird ein neues Medikament an einer großen Anzahl von Patient*innen untersucht (100 bis mehrere Tausend Personen). Es werden die Wirksamkeit und die Verträglichkeit geprüft.
Auch wenn das CED-Medikament zugelassen ist und mit ihm behandelt wird, gibt es weitere Studien, um noch mehr Erkenntnisse über den Wirkstoff zu sammeln. Dabei geht es z. B. um die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit. Dieser Abschnitt wird als Phase IV bezeichnet.
An einer CED-Studie teilnehmen
Du könntest dir vorstellen, an einer Studie zu Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa teilzunehmen? Grundsätzlich ist jede Teilnahme an einer Studie natürlich freiwillig. Sie kann jedoch helfen, wichtige Erkenntnisse zu einer CED-Therapie beizutragen, die womöglich vielen anderen Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zugutekommt. In einigen Fällen kann die Teilnahme auch die Möglichkeit geben, eine Therapie zu erhalten, wenn andere, bereits zugelassene Medikamente nicht geholfen haben. Die Teilnehmenden einer Studie werden zudem besonders intensiv überwacht und betreut. Trotzdem ist es immer eine sehr individuelle Entscheidung, an einer Studie teilzunehmen.
Kleines Studien-ABC: Begriffe zu klinischen Studien
Studien bei CED – du willst es ganz genau wissen? Hier findest du die wichtigsten Begriffe zu klinischen Studien erklärt.
Studien, bei denen Medikamente oder medizinische Verfahren an Menschen getestet werden, werden als klinische Studien bezeichnet. Erst nachdem Verträglichkeit und Wirkungsweise neuer Substanzen zunächst im Tiermodell und anschließend an gesunden Freiwilligen erforscht wurden, wird die Wirksamkeit einer neuen Behandlung auch an erkrankten Menschen untersucht. Bei diesen Studien ist die Teilnahme immer freiwillig und die Teilnehmenden erhalten keinerlei finanzielle oder sonstige Anreize, um daran teilzunehmen. Ein Austritt aus der Studie ist seitens der Teilnehmenden jederzeit möglich.
Um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Therapie zu überprüfen, sind randomisierte und kontrollierte klinische Studien (RCTs, randomised controlled trials) die allgemein übliche Methode. Die Teilnehmenden werden nach dem Zufallsprinzip unterschiedlichen Studienarmen zugeteilt und so entweder mit der zu erforschenden Substanz oder der bisherigen Standardtherapie bzw. einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt. So kann zum Beispiel die Überlegenheit einer neuen Therapie im Vergleich zu einer Standardtherapie bzw. einer Scheintherapie (Placebo) untersucht werden.
Voraussetzung jeder randomisierten und kontrollierten klinischen Studie ist ein Prüfplan (Studienprotokoll), in dem unter anderem die Hauptfragestellung der Studie, der sogenannte primäre Endpunkt, festgelegt wird. Meist werden neben der Hauptfragestellung auch Nebenfragestellungen definiert. Außerdem wird immer auch sehr detailliert das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil der neuen Substanz untersucht.
Anhand genauer Ein- und Ausschlusskriterien wird die Eignung der Studienteilnehmenden festgelegt, um einen sinnvollen Vergleich zwischen den Behandlungsgruppen zu ermöglichen.
Die Zuteilung zu diesen Gruppen erfolgt in einer RCT durch das Zufallsprinzip, die sogenannte stratifizierte Randomisierung. Dies dient nicht zuletzt dazu, um eine möglichst identische Verteilung (Strukturgleichheit) der einzelnen Gruppen zu erreichen und Störgrößen wie zum Beispiel Alter, Gewicht oder Geschlecht möglichst auszugleichen.
Darüber hinaus trägt die Verblindung weiter zur Fehlervermeidung bei. Ist eine Studie doppelblind, wissen weder das Studienteam noch die Teilnehmenden, zu welcher Behandlungsgruppe die Teilnehmenden zufällig zugeordnet wurden. Bei einer einfachblinden Studie weiß nur eine der beiden Seiten nicht, um welche Behandlungsgruppe es sich handelt. Bei einer offenen Studie liegt keine Verblindung vor. Zur Vermeidung systematischer Fehler wird in der Regel der höchstmögliche Verblindungsgrad gewählt.
Grundsätzlich wird zwischen interventionellen und nicht interventionellen Studien unterschieden. Bei einer interventionellen Studie werden die Teilnehmenden, bzw. ein bestimmter Anteil von ihnen, gezielt mit einem neuen Medikament oder Verfahren behandelt, um dessen Wirksamkeit und Sicherheit zu untersuchen. Dies kann beispielsweise die Einnahme eines neuen Arzneimittels sein. Nicht interventionelle Studien sind dagegen Beobachtungsstudien ohne jegliches Eingreifen in die ärztliche Therapieentscheidung. Es wird lediglich beobachtet und dokumentiert.
Beobachtungsstudien sind nicht interventionelle Studien. Durch sie werden Informationen zur Anwendung von Medikamenten bei einer großen Anzahl von Patient*innen gesammelt. Die Behandlung selbst wird unabhängig von der Teilnahme an der Studie ausgewählt, durchgeführt und dann beobachtet. Sie werden auch Anwendungsbeobachtungen (AWB) genannt.
Fall-Kontroll-Studien sind eine Form von Beobachtungsstudien. Sie vergleichen Patient*innen, die eine bestimmte Behandlung erhalten haben, mit Patient*innen, die diese Behandlung nicht erhalten haben. Fall-Kontroll-Studien sind retrospektive Studien, das heißt, die Auswertung des Behandlungserfolgs erfolgt rückblickend anhand medizinischer Unterlagen.
Kohortenstudien zählen zu den Beobachtungsstudien. Sie beobachten Gruppen von Patient*innen, die eine bestimmte Behandlung erhalten haben, hinsichtlich des weiteren Krankheitsverlaufs, oft über viele Jahre hinweg.
Querschnittsstudien zählen zu den Beobachtungsstudien. Sie bilden die Verteilung einer Erkrankung in der Bevölkerung ab. Sie tun das zu einem bestimmten Zeitpunkt. Eine Querschnittsstudie ist somit eine Momentaufnahme.
Sogenannte Register in der Medizin sind Datensammlungen. Dafür werden die Daten von Patient*innen zusammengeführt, die Ärzt*innen anonymisiert gemeldet haben. Auf diese Weise können z. B. Erkenntnisse zur Behandlung mit bestimmten Medikamenten unter Alltagsbedingungen gesammelt werden. Bei CED gibt es u. a. das Target Register. Es erfasst Daten zur CED-Therapie. Das CEDATA-Register sammelt Daten zu Kindern und Jugendlichen mit CED.
Bundesministerium für Bildung und Forschung. Klinische Forschung: Wie sicher sind klinische Studien? URL: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/wie-sicher-sind-klinische-studien-6878.php (Zugriff: 18.04.2024). | Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V. CEDATA-GPGE. URL: https://cedkqn.med.uni-giessen.de/index.php/cedata-register/ (Zugriff: 23.04.2024). | Kompetenznetz Darmerkrankungen. Target Register. URL https://kompetenznetz-darmerkrankungen.de/target/ (Zugriff: 23.04.2024).